Werte sind unanschaulich und dennoch real. Überall, wo Menschen handeln oder sich verweigern, sind sie wirksam.
Nehmen wir als Beispiel: Vertrauen. Wir können Vertrauen spüren und schenken. Ohne Vertrauen ist menschliches Leben undenkbar. Aber sehen können wir es nicht. Wenn jemand Vertrauen zeigt, dann durch ein bestimmtes Verhalten.
Das Gleiche lässt sich für alle Werte beschreiben. Eine Ausstellung zur "Welt der Werte" kann deshalb nicht vorrangig Exponate in Vitrinen haben. Sie muss Leben spiegeln.
Leben spiegeln. Auf wenigen hundert Quadratmetern kann nicht das Leben in seiner Vielfalt dargestellt werden. Aber das ist auch nicht nötig, um dennoch Bezugspunkte für eine Vielzahl von Werten zu erfassen.
Für die erste Ausstellung zur "Welt der Werte" haben wir uns auf das Themenfeld Wagnis und Sicherheit verständigt. Das Bedürfnis nach Sicherheit und der Zwang zum Wagnis sind überall im menschlichen Verhalten präsent. Existieren ist Heraustreten, Hinausgestelltsein in die Auseinandersetzungen des Lebens, in denen nicht gewinnt, wer nichts wagt, und in denen wir doch Sicherheiten brauchen, um nicht angstvoll und ruhelos umhergetrieben zu werden.
"Wurzeln und Flügel" ist die poetische Umschreibung von Sicherheit und Wagnis.
Die Formulierung stammt aus einem Johann Wolfgang von Goethe zugeschriebenen Wort: "Das Wichtigste, das man Kindern mitgeben sollte, sind: Wurzeln und Flügel."
Die gezeigten Perspektiven des Lebens thematisieren eine Vielzahl von Werten, ohne sie ausdrücklich zu benennen. Das wird den Besucherinnen und Besuchern möglicherweise nicht sofort bewusst. Sie werden zu Handelnden und es wird etwas mit ihnen geschehen. Das Nachdenken ist der zweite Schritt.
Die Aneignung von Werten für das eigene Leben ist ein langer Prozess, der passiv mit der Entstehung des neuen Lebens im Mutterleib beginnt und die gesamte Entwicklung zu einer selbstständigen Persönlichkeit umfasst.
Unsere Ausstellung ist vor allem für Jugendliche konzipiert. Das ist ein Lebensabschnitt, in dem Kinder zu Erwachsenen werden und lernen, die Verantwortung für ihr eigenes Leben möglichst weitgehend in die eigene Hand zu nehmen. Dafür möchte unsere Ausstellung eine Hilfe sein.
OKR i.R. Hans-Christoph Sens,
Vorsitzender des Initiativkreises
Evangelisches Jugendbildungsprojekt